Hobbys

DER BERUF IST NICHT ALLES ABER LEIDER FAST ALLES. DENNOCH SOLLTE ETWAS FREIE ZEIT FÜR DIE FAMILIE UND NATÜRLICH AUCH FÜR HOBBIES BLEIBEN.

Buchbinden

Die Liebe zu Büchern und zum Lesen hat unweigerlich auch zur Materie des Buchbindens geführt. Schon lange hat es mich interessiert, wie Bücher hergestellt und insbesondere restauriert werden. Der heimliche Traum war dabei, selbst einmal Bücher binden zu können. Viele gute Bücher sind zu diesem Thema veröffentlicht worden. Aber nach reichlichem Studium musste ich feststellen, dass allein das nicht wirklich ausreicht. Das Buchbinden ist ein uraltes und komplexes Handwerk, dass ohne die Erfahrung und Anleitung durch Meister in diesem Fach und sorgfältig gewählte Materialien und Werkzeuge nicht auskommt.

Fast durch Zufall habe ich die Buchbindermeisterin und Inhaberin der Göttinger Buchbinderei "Unikate Buchwerkstatt", Frau Renate-Katrin Zimmermann kennengelernt.

Thomas Thöniß in der Buchbinderei "Unikate Buchwerkstatt"
In der Buchbinderei "Unikate Buchwerkstatt" in Göttingen

Frau Zimmermann vermittelt in hervorragender didaktischer Weise Schritt für Schritt dass Binden eines komplett neuen Buches oder auch das für mich so interessante Reparieren von älteren Büchern z.B. in Leder oder Halbleder. Sie achtet dabei sehr auf die Nachvollziehbarkeit der Arbeitsschritte. Viele dieser Arbeiten können selbst zu Hause durchgeführt werden.

Beispiele:

Projekt: Neubindung Buch "Die Burgen in Estland und Lettland"

Thomas Thöniß - Buchbestand, Neubindung, Buchbinderei
Armin Tuulse: "Burgen in Estland und Lettland", Dorpater Estnischer Verlag (1942)

Wenn man auf der Suche der Geschichte von Lost Places ist, sind alte Bücher unschätzbare Quellen. Oftmals sind nur noch dort nähere Informationen zu fast vergessenen oder verschwundenen Burgen oder Herrenhäusern zu finden. Ein Beispiel ist das Buch von Armin Tuulse, "Burgen in Estland und Lettland" von 1942 aus des Dorpatschen Estnischen Verlags. Das seltene Buch habe ich für wenig Geld in einen recht traurigen Zustand ersteigert. Das Buch war nur provisorisch gebunden. Auf Grund der schlechten Papierqualität waren der Einband beschädigt, die gehefteten Lagen teilweise eingerissen und die Schnitte stark angeschmutzt. Da ich das Buch recht häufig zur Hand nehme, soll es einen stabilen neuen Einband bekommen. Frau Zimmermann aus der Unikaten Buchwerkstatt Göttingen wird mir wie immer helfend zur Seite stehen.

Der Start:

Zunächst wurde der provisorische Einband vorsichtig entfernt, da der Deckel mit seiner schönen Schrift auch im neuen Einband verwendet werden soll. Vorsichtig wurde die Fadenheftung pro Lage geöffnet und die Lagen vereinzelt. Die einzelnen Lagen wurden vom alten Kleister gesäubert und gerissene Lagen mit Reparaturband hinterklebt.

Schritt 2: Das Arbeiten an der Heftlade

Mir hat der originale Einband mit seiner Schrift gefallen. Darum wird er mit eingebunden. Die Lagen sollen geheftet und nicht nur geklebt werden. Darum wird mit einer Schablone jede Lage vorgestochen. Danach wird die Heftlade mit Bändern vorbereitet und gespannt. Die vorgestochenen Lagen werden nach und nach in die Lade eingelegt und geheftet.

Schritt 3: Abschluss Heften, Verkleben, Beschneiden und Verrunden

Das etwas mühselige Heften konnte in diesem Schritt abgeschlossen werden. Danach wurden die Bänder beschnitten und unterstützendes Packpapier eingeklebt. Dann wurde stabilisierende Gaze und nochmals Packpapier auf den Buchrücken aufgebracht. Der Buchblock wurde neu beschnitten und dann verrundet.

Schritt 4: folgt demnächst

Projekt: Restauration Jahresband "Strand Magazine"

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Das neue Projekt: Restauration eines Jahresbandes des legendären Strand-Magazine von 1904 mit den Erstveröffentlichungen der Sherlock-Holmes-Geschichten "Die Rückkehr des Sherlock Holmes" von Sir Arthur Conan Doyle

Vor einigen Jahren ist mir in einem Antiquariat ein Jahresband des legendären "Strand Magazine" aus dem Jahr 1904 in die Hände gefallen. Obwohl das Buch in einem schlechten Zustand war, musste ich es erwerben. Liebhaber und Kenner der Sherlock-Holmes-Geschichten -zu denen ich mich auch zähle- wissen, dass Sir Arthur Conan Doyle seine Geschichten erstmals in loser Folge in diesem Magazin veröffentlicht hat. In diesem Jahresband entdeckte ich die Erstveröffentlichung des Geschichtenzyklus "Die Rückkehr des Sherlock Holmes" inklusive der für mich gelungensten Illustrationen.

Der Ausgangszustand

Leider war das Buch in einem traurigen Zustand: stockfleckig, lose Lagen, Eselsohren, Wasserränder, ausgeblichener Rücken, Buchblock gebrochen und eingerissene Seiten. Endlich habe ich die Gelegenheit gefunden, gemeinsam mit Frau Renate-Katrin Zimmermann von der Göttinger Buchbinderei "Unikate Buchwerkstatt" das Buch neu zu binden und zu restaurieren.

Der Start

Es begann mit dem Herauslösen des Buchblocks aus dem alten Einband und das Ausbessern der größten Schäden am Buchblock. Danach erfolgte das Entfernen der alten Reste des Knochenleims., ohne dabei die Heftung und die originalen Kordeln zu beschädigen.

Das neue Binden

Danach erfolgte das "Anschmieren" des Rückens und aufkleben der Gaze und die Verstärkung durch Packpapier. Hierauf wurde der Buchblock neu beschnitten uns somit der angestaubte und unregelmäßige Schnitt beseitigt. Der nächste Schritt war das Zuschneiden und das anschließende Verkleben der neuen Buchdeckel und des neuen Rückens mit Packpapier. Bei der Auswahl des neuen Einbandbezuges haben wir ein robustes Gewebematerial gewählt, das sich in seiner Haptik an den alten Einband anlehnt.

Die Titelprägung

Im nächsten Schritt wird der Buchtitel geprägt.

Als Beschriftung wurde eine klassische Serifenschrift in Gold geprägt (Leider ist die orginale Jugendstilschrift nicht verfügbar). Nur die Volume-Angabe auf dem Rücken wurde in einer schlanken Groteskschrift geprägt. Wenige, dezente Schmuckelemente ergänzen das Aussehen und lehnen sich an das originale Layout an. Die Buchdecke ist damit fast fertig. Lediglich der Buchrücken muss noch verrundet werden. Dazu wird der noch flache Buchrücken mit einer Hand über eine leicht gerundete Kante gezogen, und mit der anderen Hand wird die Rundung "einmassiert".

Weitere Arbeiten

Das alte Packpapier wird mit dem neuen Vorsatzpapier verklebt. Die alten Kordeln werden mit einem Messer und einem "Glätteisen" ausgedünnt, geschmeidig und flach gemacht, damit sie in der neuen Bindung keine Wülste ergeben.

Als nächstes wird das Kapitalbändchen verklebt. Das Kapitalband ist nicht nur ein Schmuckelement sondern verbindet optisch den Buchblock mit dem Buchrücken. Es verhindert auch das Eindringen von Staub hinter den Buchrücken. Angelehnt an die goldene Beschriftung wurde auch ein goldfarbenes Kapitalband verwendet. 

Das Einhängen des Buchblocks in die Buchdecke

Der Buchblock wird in die neue Decke eingepasst. Das neue, stützende Packpapier wird angeschmiert und mit der Decke verklebt. Das Ganze wird in der Presse fixiert. Danach wird das neue Vorsatzpapier mit der neuen Decke verklebt. Anschließend wird das Buch noch einmal gepresst und über Nacht "ruhengelassen". Danach ist das Buch fertig.

Das Resultat

Das neugebundene Strand Magazine Vol. 27 aus dem Jahr 1904
Das neugebundene Strand Magazine Vol. 27 aus dem Jahr 1904