Der winzige Ort Tagamoisa liegt auf Saaremaas Halbinsel Tagamoisa poolsaar (dt.: Hundsort) ca. 35km westlich von Kuressaare (dt.: Arensburg) entfernt. Erste geschichtliche Erwähnung findet das Anwesen um 1562. Das Land wurde einem Heinrich Wrede verliehen. Ursprünglich hieß der Hof Nemmal. Erst im 17. Jh. wurde der Hof in Taggamois umbenannt. In dem Ort befindet sich ein Gebäude, das von weitem einem baltischen Herrenhaus ähnelt. Aus der Nähe betrachtet handelt es sich um ein leerstehendes Schulgebäude, das wohl in Anlehnung an baltische Herrenhäuser zweistöckig mit zwei Seitenrisaliten und einem neoklassizistischen Giebel ausgeführt wurde. Das in Holzbauweise ausgeführte Gebäude ruht auf einem Feldsteinsockel. Es wurde 1935 als Schule für über 200 Schüler eröffnet. Die Schule bestand bis 1974. Auch wenn es sich vermutlich nicht um ein Herrenhaus handelt, so stellt das Gebäude dennoch einen echten Lost Place dar und wird deshalb hier aufgeführt. Die ehemalige Schule ist heute im Besitz einer Firma und soll wohl demnächst abgerissen werden. Leider ließen sich keine weiteren Fakten ermitteln.
Puurmani (dt.: Talkhof) liegt an der Straße von Tartu (dt.: Dorpat) nach Poltsamaa (dt.: Oberpahlen) und weiter nach Tallinn (dt.: Reval), etwa 38km nordwestlich von Tartu. Im 14. Jh. wurde hier die Ordensburg Talkhof (Kursi) errichtet, die jedoch im Livländischen Krieg (1558 – 1583) zerstört wurde. 1645 wurde das Gebiet dem Generalmajor Christopher von Buhrmeister geschenkt. 1731 ging der Besitz an die Familie von Manteuffel. In dieser Familie blieb das Gut bis 1919. Ab 1926 diente das Schloss als Schule. Heute ist hier ein Gymnasium untergebracht. Das prachtvolle Herrenhaus wurde durch den berühmten Dorpatschen Baumeister Friedrich Hübbe für Ernst Graf Manteuffel zwischen 1877 und 1881 im Neorenaissancestil errichtet. Mit der Unterstützung Norwegens wurde das Schloss 2004 bis 2009 komplett saniert. Viele alte Details wurden dabei zutage befördert. Das Schloss gilt heute noch als eines der schönsten im Baltikum. Die Inneneinrichtung mit seinen reichen Stuckverzierungen und der Park wurden dem Stil von Louis XIV. nachempfunden.
Das kompakte Holzherrenhaus liegt nördlich von Kanepi (dt.: Kannapäh) an der Straße von Tartu (dt.: Dorpat nach Vöru (dt.: Werro) unweit von Otepää (dt.: Odenpäh). Das Gut wurde 1786 gegründet als es vom Gut Weißensee (estn.: Valgjärwe) abgetrennt wurde. Über die Geschichte des Gutes ließ sich so gut wie nichts ermitteln, außer dass es 1881 durch einen Carl Johann Rings an Ferdinand von Kymmel zu Megel verkauft wurde. Das Aussehen des zweistöckigen Gebäudes wurde über die letzten Jahre stark modifiziert. Das ursprüngliche Aussehen kann nicht mehr ermittelt werden. Heute dient es Wohngebäude.
Das ehemalige Gut Tammist (estn.: Tammistu) liegt ca. 15 km nördöstlich von Tartu (dt.: Dorpat). Es wurde um 1730 vom Gut Kawast (estn.: Kavastu) abgetrennt und war bis 1770 im Besitz der Familie von Brömsen. Vorher war es im Besitz eines Oberst Schwenghelm, der es verpfänden musste. Danach ging es in den Besitz der Familie von Rehbinder über. Schon 1779 erwarb die Familie vom Gustav von Krüdener das Anwesen. Hier verblieb es bis 1859. Nun folgten kurz hintereinander mehrere Besitzerwechsel: 1859 Baron Carl Bruiningk, 1867 Benjamin von Liphardt, 1874 Eduard von Walter. Von 1880 bis zur Bodenreform 1919 verblieb der Besitz in der Familie des Gustav von Rathlef. Das kleine, wohlproportionierte Herrenhaus im klassizistischen Stil wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. erbaut. Es wurde wohl später als Pflegeeinrichtung genutzt. Nach der Wende in den 1990er Jahren stand es leer und verfiel. Heute ist es im Besitz einer Eigentümergemeinschaft, die das Haus zu einem Hotel- und Tagungszentrum umbauen ließ. Die Sanierungsarbeiten waren 2016 gerade abgeschlossen.
Taurupe (dt.: Taurup) liegt ca. 40 km südöstlich von Sigulda (dt.: Segewold). Das Gut war im Besitz vieler namhafter Familien: von der Pahlen bis 1694, von Rosen bis 1742, von Buddenbrocks 1780, von Wolff bis 1784, von Grott und danach Familie von Transehe. Das Herrenhaus wurde bereits um 1724 erbaut aber ca. 1900 nach Plänen von Wilhelm Bockslaff komplett im neogotischen Tudorstil umgebaut. Der Besitzer zu jener Zeit war die Familie Transehe. Baron von Transehe wurde während der chaotischen Verhältnisse um 1905 durch Aufständige erschossen und das Schloss geplündert und durch Brandlegung verwüstet. Bei dem folgenden Wiederaufbau gingen fast alle architektonischen Details verloren. Ab 1938 wurde das Schloss als Schule genutzt. Nach einem Brand zu Sowjetzeiten wurde das Dach zerstört. Im Zuge der Restaurierung wurde ein dritter Stock hinzugefügt. Heute ist das Schloss hervorragend saniert und beherbergt eine Schule. Die ursprünglichen Tudorelemente wurde dem dreistöckigen Gebäude mit Bedacht wieder hinzugefügt.
Töstamaa liegt ca. 35km westlich von Pärnu (dt.: Pernau) an der westlichen estnischen Küste. Unmittelbar nördlich von hier verlief die Grenze zwischen den Gouvernements Livland und Estland. Das Gut wurde als Besitz des Bischofs von Oesel-Wieck schon 1553 erwähnt. 1560 wurde es an Christopher von Münchhausen vergeben. Gegen Ende des 16. Und Anfang des 17. Jh. wechselten die Besitzer häufig. Zwei bekanntere Namen waren Klas Kursell und Richard Isaak Rosenkrantz. 1620 ging es durch Schenkung an den Stadtsekretär von Riga, Andreas Koyen. Durch Heirat seiner Tochter kam es in den Besitz der Familie von Paul von Helmersen. 1831 verkaufte Andreas Johann Georg von Helmersen das Gut und es verblieb bis zur Bodenreform im Besitz der Familie Wilhelm Baron Stael von Holstein. Während dieser Zeit florierte der Gutsbetrieb. Zu dem Gut gehörten 24 Wirtschaftsgebäude. Der letzte Besitzer war Alexander von Stael von Holstein, der ein berühmter Orientalist war. Ab 1921 diente das einstige Gutshaus als Schule. Auch heute wird das sehr gut sanierte Gutshaus als Schule genutzt. Im Park findet sich noch heute ein Gedenkstein zu Ehren des berühmten Prof. Dr. Alexander Baron Stael-Holstein. Das Herrenhaus wurde 1804 unter Andreas von Helmersen im spätklassizistischen Stil errichtet. Es erfolgten signifikante Umbauten von 1875 bis 1877. Zu dem Gutshaus ist auch ein Wirtschaftsgebäude aus dem Jahr 1888 erhalten geblieben. Von 1996 bis 2004 erfolgte grundlegende Sanierungsarbeiten.
Die 1214 durch Bischoff Albert erbaute Burg Treyden liegt hoch über dem Fluss Gauja (dt.: Aa) in der Livländischen Schweiz. Schon zuvor gab es ganz in der Nähe eine Befestigung der Liven, die jedoch um 1212 zerstört wurde. Von 1405 bis 1417, 1479 bis1485 und 1556 war die Burg in der Hand des Ordens und wurde durch ihn verwaltet. Danach ging sie an die Livländische Ritterschaft. Im 16. Jh. erreichte ihr wehrafter Ausbau seinen Höhepunkt. 1601 wurde die Anlage von Schweden erobert. 1625 verlieh König Gustav Adolf sie an Niels Sternenschild. Sein Sohn verkaufte sie 1652 an den Landrat Gotthard Wilhelm von Budberg. Das Anwesen blieb bis 1818 im Besitz der Familie bis der Geheimrat Baron Balthasar Campenhausen es kaufte. In der Familie Campenhausen verblieb die Burg bis zur Enteignung in der Familie. Letzter deutscher Besitzer war ein Neffe der Familie, Baron Alexander Stael von Holstein. Bis in das 18. Jh. war die Burg bewohnt, wurde aber 1776 durch ein Großfeuer zerstört. Der mächtige Turm und einige Mauerreste blieben erhalten. 1953 wurde die Anlage rekonstruiert und dient heute als Museum und Park. Heute ist die aufwändig rekonstruierte Burg eines der beliebtesten Ausflugsziele in Lettland.
Uderna (dt.: Uddern) liegt etwas östlich der der Straße von Tartu (dt.: Dorpat) nach Valga (dt.: Walk), 5km südlich der Kleinstadt Elva. Das Gut wird um 1486 erwähnt. Im Mittelalter war die Familie von Tiesenhausen der Besitzer des Gutes. Es folgten viele Wechsel. Anfang des 20. Jh. gehörte es der Familie von Oskar Matthias Fuchs. Zu Sowjetzeiten diente das Anwesen als Lungensanatorium. Heute befindet sich hier ein Pflegeheim. Das Haupthaus wurde Ende des 18. Jh. erbaut. Das zweite Stockwerk wurde erst Ende des 19. Jh. hinzugefügt. 1880 wurde auch ein Seitenflügel angebaut. Das Haus mit seiner zerklüfteten Struktur hatte ursprünglich ein neoklassizistisches Erscheinungsbild. Zu dem Herrenhaus gehörten ein Gutspark und Wirtschaftsgebäude, die nicht mehr existieren. Das Herrenhaus und vor allem seine neobarocke Innenausstattung wurden liebevoll saniert. So sind im Innern prachtvolle Räume mit Stuck, schwere Eichentüren und alte Öfen und Kamine zu bewundern. Die freundlichen Angestellten des Heimes sind stolz auf diese Pracht und gewähren gern einen kleinen Rundgang für Interessierte.
Taagepera befindet sich unweit der estnisch-lettischen Grenze, ca. 15km südlich von Karksi (dt.: Karkus). Das ehemalige Gut existierte schon vor dem Livländischen Krieg im 16. Jh. Bis 1674 war es im Besitz der Familie Rehbinder. Danach ging es an die Familie des Otto von Stackelberg (auf diese Familie geht der Name Taagepera zurück). 1796 verpfändete Otto Fabian von Stackelberg das Gut Friedrich Joachim von Oettingen. Von 1819 bis zur estnischen Bodenreform war es dann im Besitz der Familie von Stryk. Ab 1922 war in dem Schloss ein Sanatorium untergebracht. Heute ist hier ein Hotel und Tagungszentrum eingerichtet. Das alte Herrenhaus wurde ca. 1820 errichtet. In den Unruhen von 1904 brannte es aus. Hugo von Stryk ließ 1907 bis 1912 ein neues Schloss nach den Entwürfen des Rigaer Architekten Otto Wildau im baltischen Jugendstil errichten. Mit seinen Feldsteinen und dem hohen Turm ähnelt es dem finnischen Baustil jener Zeit.
Die Gutsanlage von Väimela (dt.: Waimel) liegt nur 5 km nördlich von Voru 8 (dt.: Werro) entfernt. Der Hof wird bereits um 1580 erstmals erwähnt. Ab 1743 war das Gut durch Schenkung der Kaiserin Elisabeth im Besitz der Familie von Graf Alexej Bestuschew-Rjumin, die es 1749 an Charlotte Amalie von Müller (geb. Schilling) verkaufte. Von dieser Familie ging es 1759 an die Familie von Carl Gustav von Schulmann. 1775 verkaufte diese das Gut an Baron Berend Otto von Rehbinder. Ab 1791 war der Besitz in der Hand der Familie von Richter, die ihn aus einem Konkurs erwarb. Seit 1870 war das Anwesen im Besitz der Familie von Carl von Löwen. Letzter Besitzer war Bernhard von Löwen. Nach den Umbrüchen 1919/1920 wurde in dem Schloss eine Landwirtschaftsschule eingerichtet. Heute befindet sich die etwas verwahrloste Anlage im Besitz des Berufsausbildungszentrums von Voru (dt.: Werror) und schien leer zustehen. Das ursprüngliche klassizistische Herrenhaus mit seinen Seitenflügeln wurde durch Magnus von Richter 1802 erbaut und war zunächst eingeschossig. In den Seitenflügeln war die Dienerschaft untergebracht. Die noch heute erhaltenen Wirtschaftsgebäude bilden zusammen mit dem Schloss eine geschlossene Einheit. 1919 brannte das Anwesen durch Brandstiftung aus. 1922 wurde das Herrenhaus wiederaufgebaut aber dabei stark umgestaltet. Ein erneuter Brand 1950 führte zu weiteren Umbauten an dem ehemaligen Herrenhaus. Der Park hinter der Gutsanlage wurde im 18. Jh. angelegt.
Das ehemalige Gut Waldenrode (lett.: Zakumuiza) liegt zwischen Riga und Sigulda (dt.: Segewold). Es war im Besitz der Familie von Friedrich von Wolff. Das einstige Herrenhaus wurde mit einer modernen Infrastruktur nach Entwürfen eines Berliner Architekten im 19. Jh. im neoklassizistischen Stil erbaut. Charakteristisch für das Schloss war der viereckige Turm mit einer barocken Dachkuppel. Nach und nach wurden in der Nachbarschaft des Haupthauses Nebengebäude z.B. im Jugendstil errichtet. Das Herrenhaus wurde im I. Weltkrieg durch ein Feuer zerstört, dass durch die defekte Heizungsanlage ausgelöst wurde. Zum Gut gehörten noch diverse weitere Gebäude, von denen bis heute einige erhalten sind, und ein Park.
Das kleine, archaische Holzherrenhaus von Välgita (dt.: Welketa) liegt ca. 15 km nördlich von Viljandi (dt.: Fellin). Das Gut wird das erste Mal um 1599 erwähnt. Um 1624 wird Jacob de la Gardie als Besitzer erwähnt. Von 1890 bis zur Reform war die Familie von Hans Mitt der Besitzer. Das noch heute erhaltene Herrenhaus im Barockstil gehört zum ältesten Typus in Livland und entstand im 18. Jh. Das hohe Dach war ursprünglich strohgedeckt. Das Haus entstand vor dem großen Bauboom im 18. Und 19. Jh. in Livland. Vor der Entstehung der repräsentativen Herrenhäuser war dieser Haustyp häufig anzutreffen. Bei verschiedenen Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen gingen innen und außen einige Barockelemente verloren. Das leerstehende Haus gehörte lange Zeit der Gemeinde von Viljandi und wurde 2003 an private Hände verkauft.
Der Name des Ortes Wenden am Ufer der Gauja (dt.: Livländische Aa) geht auf den Stamm der Wenden zurück die bereits im 11. und 12. Jh. in der Nähe der späteren Burg eine Befestigung errichteten. Ritter vom Schwertbrüderorden errichteten hier um 1209 eine feste Burg. Die Anlage den ursprünglich fünf Türmen war von 1237 bis 1561 Sitz des Meisters des Deutschen Ordens. Bei der Belagerung durch Iwan IV. dem Schrecklichen 1677 sprengte sich die Burgbesatzung unter Heinrich Boismann mit der Burg in die Luft. Damit wurde die Burg zum Symbol für den Widerstand gegen fortwährende Gefahren. Danach wurde die Festung durch Polen eingenommen. Um 1627, zur Zeit des Polnisch – Schwedischen Krieges gehörte die Anlage der Familie Oxenstierna. Nach dem Wiederaufbau bestand die Burg noch bis 1703, wurde aber im Großen Nordischen Krieg durch russische Truppen unter dem Marschall Scheremetjew vollkommen zerstört. 1747 ging das Gut Wenden an den Reichskanzler Graf Bestuschew-Rjumen und wurde 1755 an die Familie des Sekretär Gottlieb Johann Wolff verkauft. 1777 wurde das Gut durch Karl Eberhard von Sievers übernommen, der an die Ostseite der Burgreste ein Schloss errichtete. Bis 1920 blieb das Schloss und Gut im Besitz der Familie Sievers. Bereits vor dem I. Weltkrieg begannen erste archäologische Untersuchungen und Restaurierungsmaßnahmen an der Burg.
Das neue Schloss Cesis (dt.: Wenden) wurde 1777 als integraler Bestandteil der Burganlage am Ort einer Torwache durch Karl Eberhard von Sievers errichtet. Das Schloss mit seinem neogotischen Turm gilt als Beispiel des Eklektizismus der Gutshausarchitektur in Livland. Das Anwesen war bis 1919 im Besitz der Familie von Sievers. Von 1920 bis 1940 wurde es von der lettischen Armee besetzt. Nach dem II. Weltkrieg wurden zunächst Wohnungen in dem Gebäude eingerichtet. Ab 1949 erfolgte die Nutzung als Museum für Geschichte und Kunst. Nach der Restaurierung in jüngster Zeit erhielt das Gebäude das ursprüngliche Aussehen aus dem 18. Jh. wieder. Zu dem Schloss gehört ein Park, der 1812 angelegt wurde. Geheimschrift auf Karte von 1903: "Liebes Fräulein Elly! Haben Sie meine letzten Briefe erhalten? Warte sehr auf Antwort, Ihr treuer Edgar"
Das Gut Wesselshof (lett.: Veselava) östlich von Cesis (dt.: Wenden) wurde durch den Zusammenschluss verschiedener Güter um 1602 durch Peter Wesselowsky erschaffen. Auf dessen Name geht auch die Gutsbezeichnung zurück. 1744 wurde das Gut durch Zarin Katharina an Baron Trubeckoy verschenkt. Später übernahm seine Tochter Anna Narischkina das Anwesen. Diese verkaufte es an von Bruinigk. Dessen Sohn verkaufte das Gut an Rosenkamp. Bereits 1797 wurde das Gut an den Geheimrat Balthasar von Campenhausen weiterverkauft. Von ihm erbte das Gut 1801 Christoph Joseph von Campenhausen. Dessen Erbe war Baron Teophil von Campenhausen. Danach ging es an seinen Sohn Balthasar. Der letzte Besitzer vor den Umstürzen war dessen Sohn Aurelius bis 1922. Danach wurde das Gut in viele kleine landwirtschaftliche Betriebe aufgeteilt. Das Herrenhaus Wesselshof entstand 1840 in einem für die Gegend untypischen Stil auf einer Insel. Das Gutshaus mit seinen Nebengebäuden ahmte wohl eine Festungsanlage nach. Heute ist das Gebäude sehr gut saniert und beherbergt neben der Gemeindeverwaltung und der Bibliothek auch eine Bank und eine Postfiliale.
Das ehemalige Gut Wesslershof liegt in nordöstlicher Richtung von Tartu (dt.: Dorpat). Es wurde im 16. Jh. das erste Mal erwähnt. Der Besitzer war Diedrich Wessler, der dem Gut auch den Namen gab. 1595 war der Hof wohl verlassen und wurde durch König Sigismund III. an den Dorpater Prediger Christian Schrapfer. Ab 1673 gehörte das Gut dem Bürgermeister von Dorpat, Andreas Fritzberg. Im weiteren Verlauf gehörte das Gut durch Erbschaft bis 1753 der Familie Gyllenschmidt. Danach wird Baron Georg Gustav Wrangell (ab 1753), General Wilhelm Theodor von Schultz (1783), Oberstleutnant Otto von Oettingen (ab 1808) und die Familie von Stryk (ab 1842) als Besitzer angegeben. Der letzte Besitzer ab 1890 bis zur Enteignung 1919 war Ernst Heinrich von Stryk. Das eigentliche Herrenhaus wurde durch Heinrich von Stryk um 1840 im klassizistischen Stil vermutlich nach Entwürfen von Emil Julius Strauss erbaut. Das einstöckige Herrenhaus mit zweistöckigem Mittelrisalit und ionischen Pilastern existiert nicht mehr. Es wurde vermutlich im II. Weltkrieg zerstört. Erhalten sind noch eine zweistöckige Villa, ein Park und Nebengebäude.
Das ehemalige Gut befindet sich ca. 20km südlich von Limbazi (dt.: Lemsahl) entfernt. Das Dorf selbst ist bereits seit 1225 bekannt. 1630 wurde das Gut von Treyden (lett.: Turaida) abgeteilt und gehörte der Familie von Peter von Stein. 1725 wurde das Anwesen durch Erben an Dietrich von Zimmermann verkauft. Schon 1726 ging das Gut an die Familie des Freiherrn Gotthard Wilhelm von Budberg. Hier verblieb es wohl bis zur Bodenreform. Das Herrenhaus wurde um 1870 erbaut. Das Wappen der Familie von Budberg ist heute noch am Spitzgiebel zu sehen. Im II. Weltkrieg wurde das Herrenhaus schwer beschädigt. Doch schon 1944 konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden. Bis heute befindet sich die Grundschule von Vidrizi in dem sehr schön sanierten Gebäude.
Das Land bei Rujiena (dt.: Rujen) wurde durch den Ordensmeister Plettenberg 1522 an einen Kuddelin gegeben. Wirken gehörte 1599 einem Nikolaus Kuddelin. Im Jahre 1631 wurde das Gut von König Gustav Adolf an den Leutnant Michael Engelhard verliehen. 1809 war der Besitz immer noch im Besitz der Familie (Leutnant Anton Johann von Engelhard). Der letzte Besitzer wurde angeblich indirekt mit dem Anschlag auf den russischen Zaren Alexander III. (geheimnisvolle Zugentgleisung auf der Fahrt von Charkow nach Rostow am 29. Oktober 1888) in Verbindung gebracht und floh ins Ausland. Das Gut mietete sein Neffe Gustav Bergson (1860 – 1931). 1920, nach der Enteignung wurde eine Landwirtschaftsschule in dem Gebäude eingerichtet. 2008 wurde das recht gut erhaltene Gebäude verkauft. Zur Entstehungsgeschichte des Gutshauses ließen sich keine Fakten ermitteln.
Die Burg Wolmar wurde ca. 100 km nordöstlich von Riga am Ufer der Aa (lett.: Gauja) bereits zu Beginn der Eroberung Livlands durch den Orden errichtet. Es folgten später immer wieder Ausbauten. Die Stadt mit seiner Kirche entstand erst später. Wolmar erhielt seinen Namen durch den bischöflichen Vogt Woldemar. Die Stadt war vom 14. Bis zum 16. Jh. Mitglied der Hanse. Wolmar wurde mehrfach durch Schweden, Polen und Russen erobert. Die Burg wurde im großen nordischen Krieg 1702 durch Russen weitestgehend zerstört. Es sind nur noch wenige Mauerreste erhalten geblieben. Die Stadtmauer war urpsprünglich mit der Burg verbunden. Valmiera wurde im II. Weltkrieg stark zerstört, so dass von der alten Bausubstanz so gut wie nichts mehr erhalten blieb.
Das ehemalige Gut Wolmarshof (estn.: Koo) liegt ca. 10 km westlich von Poltsamaa (dt.: Oberpahlen). 1670 wurde es von Freiherr Wolmar Wrangell auf Lindeberg, dem Besitzer von Oberpahlen (estn.: Poltsamaa) gegründet und erhielt auch so seinen Namen. Der Besitz wurde Kronsgut. 1772 übergab Katharina II. die Große den Besitz an General Hans Heinrich von Weymarn. Hier verblieb es bis 1792. In dieser Zeit entstanden die meisten Gutsgebäude. Es folgten verschiedene Besitzer. 1914 bis 1920 wurde eine Landwirtschaftsschule eingerichtet und später ein Landwirtschaftsbetrieb. Heute ist das Anwesen in Privatbesitz und steht leer. Das barocke Ensemble stammt aus der Zeit um 1774. Die weiteren, noch heute erhaltenen Wirtschaftsgebäude kamen in den Folgejahren hinzu.
Das versunkene Herrenhaus Zögenhof liegt etwas versteckt an der Landstraße P6 zwischen Murjani (dt.: Murjahn) in der Livländischen Schweiz und Saulkrasti (dt.: Neubad) an der Küste. Das Gut wurde ursprünglich unter dem Namen Ennenberg 1567 an den polnischen Sekretär Andreas Spill gegeben. Dieser verkaufte es 1577 an die Familie Seyge oder später Zöge. 1621 wurde das Gut durch den König Gustav Adolph an Johann Kinnemundt verschenkt. 1661 ging es wieder zurück an die Familie des Oberst Andreas Zöge. 1724 wurde das Gut einem Kellermann verkauft, der es 1725 an Johann Lorenz von Oettingen gab. Die Witwe verkaufte das Zögenhof 1751 an Otto Magnus von Dunten und verblieb bis zur Bodenreform 1920 in der Familie. Bis in die 1990er Jahre gehörte das Herrenhaus einem staatlichen Landwirtschaftsbetrieb und diente als Kulturhaus. In dem Gebäude befand sich ein beeindruckender Saal mit einer sehr guten Akustik, die durch die hohe Deckenbögen und Holzvertäfelungen unterstützt wurde. Das Herrenhaus wurde 1766 erbaut und 1883 bis 1885 im neogotischen Stil umgebaut. Diese exakten Daten lassen sich Dank der noch heute erhaltenen Giebelverzierung ermitteln. In dem ehemaligen Schlosspark befindet sich eine der größten Eichen Lettlands, die 1567 durch Johann Zöge gepflanzt wurde.